„Antanimora“ ist ein eigens entwickeltes Film-Workshop-Programm, das in Kooperation mit zwei Filmkünstlern in einem Jugendgefängnis in Madagaskar durchgeführt wurde. Idee dieses Workshops war einerseits die Jugendlichen selbst ihr alltägliches Leben, alles was sie umgibt und bewegt, festhalten zu lassen und andererseits ein Angebot zu schaffen, das die Kreativität und Ideenvielfalt der Jugendlichen im Gefängnis auffängt und unterstützt.
Das 2,5 monatige Workshopangebot führte die minderjährigen Inhaftierten Schritt für Schritt an das Medium Film heran und gab ihnen die Möglichkeit, selbst kleine Kurzfilme zu entwickeln, die in experimenteller Art und Weise ihre Situation ihre Umgebung, ihren Alltag und alles was sie bewegt, widerspiegeln und behandeln. Die Jugendlichen entschieden wie und was gefilmt werden sollte und entwickelten selbständig Methoden und Vorgehensweisen beim Filmen sowie eigene Interessengebiete für die Wahl ihrer Aufnahmen.
Wie in einem Mikrokosmos leben die Jugendlichen getrennt von der Außenwelt und schaffen sich ihre eigenen Regeln.
Die Jungen im Jugendgefängnis in Antananarivo in Madagaskar befinden sich in einem besondern Zustand. Der so eingeschränkte Kontakt zur „Außenwelt“, zu Freunden und Familie, die katastrophalen Unterbringungsbedingungen und die über allem stehende Ungerechtigkeit ihrer scheinbar unausweichlichen Schicksale, schaffen außergewöhnliche und tragische Lebensumstände. Es geht um die Bewältigung des Alltags, die Auseinandersetzung mit anderen Gefangnenen, das Einhalten und Aufstellen interner Regeln, das Entwickeln von Gewohnheiten und das Lösen von Problemen. Es geht um Anpassung und stilles Aushalten, aber auch um Zusammenhalt und Solidarität.
Die Möglichkeit Kameras und Aufnahmegeräte frei und zu jeder Tageszeit zu nutzen, führte zum Ergebnis sowohl intimer als auch interessanter Aufnahmen. Da es im Gefängnis weder Fernsehen noch Radio gibt, kümmern sich die Jungs selbst um gute Unterhaltung!
Es ist die Kreativität, die Fähigkeit Neues zu denken und das starke Engagement, einen neuen Gedanken zu realisieren, die im Alltag des Gefängnisses die vorherrschenden Energien zu sein scheinen. Nicht nur Theateraufführungen, Kartenspielwettbewerbe, Vorstellungen von Gedichten oder lustigen Anekdoten, sondern auch ein selbst initiierter Gottesdienst gehören zu ihrem ‚selbstgemachten‘ Tagesablauf!
Vor allem die starke Entwicklung der Jugendlichen das Geschehen aufmerksam und gespannt zu verfolgen und ein Interesse für die kleinen, auf den ersten Blick sogar unscheinbaren Dinge, zu entwickeln, wurde über die Zeit des Projektes sehr gut ersichtlich. Das stille Beobachten, und die Fähigkeit abzuwarten, um einen bestimmten Moment einzufangen, schulte den Blick der Jugendlichen durch die Kamera ungemein. Aber auch die Lust am Experimentieren mit der Kamera kam durch die Anwendungen von ungewöhnliche Kamerawinkeln, dem Spiel mit Geschwindigkeiten und Bewegung, der Komposition von Form und Farbe sowie der Auswahl des Bildausschnitts zum Ausdruck.